Dieses Archiv enthält eine Übersicht zu ausgewählten Projekten, die in der Vergangenheit an der DHPol zum Themenkomplex Polizeigeschichte und Politische Bildung durchgeführt worden sind.
Politische Bildung und Polizei (PolBiP I)
Projektlaufzeit:
2016 bis 2019
Fokus und Zielsetzung:
Zur Wahrnehmung ihres Auftrags in einer komplexen Umwelt benötigen Polizistinnen und Polizisten neben rechtlichen und polizeifachlichen Kenntnissen zudem politische Bildung, welche sie befähigt, kritisch-reflektiert Einsatzanlässe in ihrem politisch-sozialen Kontext zu verstehen, Urteilsfähigkeit zu entwickeln und die Menschenwürde achtend im Sinne der freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu handeln. Dabei bedarf es einer stetigen Weiterentwicklung der polizeilichen Aus- und Fortbildung unter Einbeziehung polizeilicher sowie polizeiexterner Expertise.
Vor diesem Hintergrund bestanden die zentralen Projektziele in der Analyse der Angebots- und Bedarfsstruktur zur politischen Bildung bei den Polizeien des Bundes und der Länder sowie der konzeptionellen (Weiter-)Entwicklung praxistauglicher Bildungsangebote (Seminare, Workshops, Trainings etc.) für die Polizei in Kooperation mit polizeilichen und nicht-polizeilichen Expertinnen/Experten. Der Fokus des Projekts lag auf den Kontexten der Ausbildung (mittlerer Dienst), des Studiums (gehobener Dienst) und der polizeilichen Fortbildung.
Finanzierung und Projektkonsortium:
Gefördert wurde das Kooperationsprojekt „Politische Bildung und Polizei“ durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Neben der bpb und der DHPol war die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) NRW ein weiterer Partner in diesem bundesweit ausgerichteten Projekt.
Projektdurchführung:
Für die Durchführung des Projekts wurde an der DHPol die „Koordinierungsstelle Politische Bildung und Polizei“ (KOST PolBiP) eingerichtet, die wissenschaftliche Projektleitung oblag Prof. Dr. Bernhard Frevel von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) NRW. Begleitet wurden die Arbeiten von einem interdisziplinär zusammengesetzten Projektbeirat, dessen polizeiliche und nicht-polizeiliche Mitglieder Angehörige der Polizei, von Bildungseinrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen oder Universitäten waren.
Projektergebnisse:
Die Ergebnisse des Projekts wurden auf Fachtagungen und Konferenzen (z.B. beim Deutschen Präventionstag 2019) sowie in Publikationen (siehe unten) präsentiert und diskutiert. Der Aufbau der Datenbank „Politische Bildung und Polizei“ im Online-Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) ermöglicht Lehrenden an polizeilichen Bildungseinrichtungen, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, interessierten Polizeibeamtinnen und -beamten oder nicht-polizeilichen politischen Bildnerinnen und Bildnern eine Zugriffsmöglichkeit auf eine breite Informationspalette zu Bildungskonzepten und -materialien hinsichtlich der Themenfelder „Polizei, Staat und Gesellschaft“, „Politischer Extremismus“, „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, „Menschenrechtsbildung“ sowie „Historisch-politische Bildung“.
Publikationen:
- Kopke, Christoph/Kuschewski, Philipp (2021): Das Kooperationsprojekt „Politische Bildung und Polizei“. In: Marks, Erich/Fünfsinn, Helmut (Hrsg.): Prävention und Demokratieförderung. Ausgewählte Beiträge des 24. Deutschen Präventionstages 2019. Mönchengladbach: 229-243.
- Kuschewski, Philipp (2020): Politische Bildung in der polizeilichen Ausbildung: „Labern“ + „Labeln“ = „Politisch bilden“? In: Polizei. Wissen. Themen polizeilicher Bildung. Nr. 1/2020: 30-35.
- Frevel, Bernhard (2019): Politische Bildung und Polizei – Ein Werkstattbericht zum gleichnamigen Forschungs- und Entwicklungsprojekt. In: Frevel, Bernhard/Schmidt, Peter (Hrsg.): Empirische Polizeiforschung XXII: Demokratie und Menschenrechte. Frankfurt am Main: 12-27.
- Kuschewski, Philipp (2019): Politische Bildung in der Polizei im Spiegel aktueller „Megatrends“. In: Lange, Hans-Jürgen/Model, Thomas/Wendekamm, Michaela (Hrsg.): Zukunft der Polizei. Trends und Strategien. Wiesbaden: 209-238.
- Kuschewski, Philipp (2018): Politische Bildung aus der Sicht polizeilicher Zielgruppen. Ein „Working Paper“ zum bundesdeutschen Kooperationsprojekt „Politische Bildung und Polizei“. In: SIAK-Journal. Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis. Nr. 4/2018: 20-34.
- Frevel, Bernhard (Hrsg.) (2018): Politische Bildung und Polizei. In: Polizei. Wissen. Themen polizeilicher Bildung. Nr. 1/2018.
- Frevel, Bernhard/Kuschewski, Philipp (2017): Polizei, Politik und Bildung. In: Frevel, Bernhard/Asmus, Hans-Joachim/Behr, Rafael/Groß, Herman/Schmidt, Peter (Hrsg.): Facetten der Polizei und Kriminalitätsforschung. Festschrift für Karlhans Liebl. Frankfurt am Main: 159-193.
Politische Bildung und Polizei (PolBiP II)
Projektlaufzeit:
2019 bis 2021
Fokus und Zielsetzung:
Das Projekt „Politische Bildung und Polizei II“ beschäftigte sich mit Kompetenzen, Inhalten und Formaten der polizeilich-politischen Bildungsarbeit. Insofern knüpfte das Projekt zwar namentlich und inhaltlich an das Vorgängerprojekt (PolBiP I) an, verfolgte jedoch vor dem Hintergrund der diesbezüglich vorliegenden Ergebnisse und Erkenntnisse weiterführende Zielsetzungen mit einem Hauptaugenmerk auf der Ermöglichung und Stärkung des Dialogs und des Austauschs von polizeilichen und nicht-polizeilichen Bildungsakteurinnen und -akteuren.
Finanzierung und Projektkonsortium:
Gefördert wurde PolBiP II im Rahmen einer Modellprojektförderung durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Partner des bundesweit ausgerichteten Projekts waren die DHPol und die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) NRW.
Projektdurchführung:
Wissenschaftlicher Leiter des Modellprojekts war Prof. Dr. Bernhard Frevel von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) NRW. Angesiedelt war das Projekt an der DHPol innerhalb der Projektstruktur „Koordinierungsstelle Politische Bildung und Polizei“ (KOST PolBiP). Flankiert wurden die Arbeiten von dem 2019 innerhalb des Projekts gegründeten „Arbeitskreis Politische Bildung und Polizei“ mit Vertreterinnen und Vertretern des Projektkonsortiums, der Polizei, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Projektergebnisse:
Das Projekt realisierte insbesondere folgende Angebote:
- Tagungen („Foren“) für den interdisziplinären Austausch zu Fragen der polizeilich-politischen Bildung: Neben Gesprächsforen, die einen thematischen Schwerpunkt setzten (z.B. „Polizei und historisch-politische Bildungsarbeit an Geschichtsorten und Gedenkstätten“, „(Un-)Soziale Medien, Desinformation und Verschwörungsdenken – Politische Bildung und Polizei in unübersichtlichen Zeiten“), war dies zudem ein so genanntes Fachforum („Entwicklung von Menschenrechtsbewusstsein im Kontext der polizeilichen Aus- und Fortbildung“) Hier standen methodisch-didaktische Aspekte der konkreten polizeilichen Bildungsarbeit im Fokus.
- Zeitschriftenreihe „Forum Politische Bildung und Polizei“: Die Zeitschrift dokumentiert die im Rahmen des Projekts durchgeführten Tagungen („Foren“) und soll auch zukünftig aktuelle Fragen zur politischen Aus- und Fortbildung thematisieren. Sie greift dabei interdisziplinäre sowie interorganisationale Aspekte und Potenziale der polizeilich-politischen Bildungsarbeit auf.
- Podcast „Fokus Rechtsextremismus. Themen für die polizeiliche Bildungsarbeit“: Hier sprechen Expertinnen und Experten aus Polizei, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und politischer Bildung darüber, was politische Bildung zur Stärkung polizeilicher Kompetenzen im Bereich der Bekämpfung von „Rechtsextremismus“ leisten kann. In den zehn Folgen wird auch an Debatten um Rassismus und Extremismus in der Polizei angeknüpft.
Im Sinne der Nachhaltigkeit der Ergebnisse ist die Projektstruktur „Koordinierungsstelle Politische Bildung und Polizei“ zwischenzeitlich in das Fachgebiet Polizeigeschichte und Politische Bildung übergegangen. Zudem soll der im Projekt ins Leben gerufene Arbeitskreis die Beschäftigung mit der Thematik Politische Bildung und Polizei über das Ende der Projektlaufzeit hinaus verstetigen.
Publikationen:
- Frevel, Bernhard/Einert, Ivo (Hrsg.) (2020): Entwicklung von Menschenrechtsbewusstsein im Kontext der polizeilichen Aus- und Fortbildung. In: Forum Politische Bildung und Polizei. Nr. 2/2020.
- Frevel, Bernhard/Kuschewski, Philipp (2021): Rassismus, Polizei und politische Bildung. In: Deutsches Polizeiblatt. Nr. 5/2021: 18-20.
- Frevel, Bernhard/Wrochem, Oliver von (Hrsg.) (2020): Polizei und historisch-politische Bildungsarbeit an Geschichtsorten und Gedenkstätten. In: Forum Politische Bildung und Polizei. Nr. 1/2020.
- Kopke, Christoph/Kuschewski, Philipp (2022): Politische Bildung, Polizei und die Frage der Prävention. In: Schubert, Kai (Hrsg.): Gesellschaftliche Spaltungstendenzen als Herausforderung. Beiträge zur Theorie und Praxis zeitgemäßer politischer Bildung für die und in der Polizei. Frankfurt am Main: 17-33.
- Kuschewski, Philipp (2021): Das Modellprojekt Politische Bildung und Polizei. In: Polizeiakademie Niedersachsen (Hrsg.): Tagungsband: Forschung, Bildung, Praxis im gesellschaftlichen Diskurs. Kongress Netzwerk Demokratische Polizei. Frankfurt am Main: 158-159.
- Kuschewski, Philipp (2022): Politische Bildung und Polizei – Normative Grundlagen und Gestaltung der Bildungspraxis. Frankfurt am Main.
- Schellenberg, Britta/Frevel, Bernhard (Hrsg.) (2021): Rassismus und Rechtsextremismusbekämpfung als Arbeitsfelder der Polizei: Ermittlungsarbeit und Opferschutz. In: Forum Politische Bildung und Polizei. Nr. 1/2021.
- Schellenberg, Britta/Frevel, Bernhard (Hrsg.) (2021): Rassismus und Rechtsextremismusbekämpfung als Arbeitsfelder der Polizei: Aus- und Fortbildung. In: Forum Politische Bildung und Polizei. Nr. 2/2021.
Die Polizei im NS-Staat
Projektlaufzeit:
2008 bis 2012
Fokus und Zielsetzung:
Alle Sparten der deutschen Polizei waren in die Verbrechen der Nationalsozialisten involviert. Seit Kriegsbeginn 1939 war die Polizei z.B. in Polizeibataillonen von Norwegen bis Griechenland, von Frankreich bis in die besetzten Gebiete der Sowjetunion und Osteuropa organisiert. Das Projekt „Die Polizei im NS-Staat“ untersuchte mittels eines biografischen Zuschnitts Konstellationen und Voraussetzungen, unter denen Polizeiangehörige massenhaft an der Verfolgung, Verschleppung und Ermordung der Zivilbevölkerung, von Jüdinnen und Juden oder Soldaten beteiligt waren.
Wer waren die Männer (und wenigen Frauen) in der deutschen Polizei, welche politische und weltanschauliche Gegnerinnen und Gegner des Nationalsozialismus verfolgten und schließlich ermordeten? Welche mentalen Voraussetzungen und strukturellen Bedingungen prägten das Verhalten der Polizeiangehörigen und die Bereitschaft zur Beteiligung an den Verbrechen? – Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Projekts.
Finanzierung und Projektkonsortium:
Das Projekt konnte durch einen Beschluss der Innenministerkonferenz 2008 gefördert und realisiert werden. Kooperationspartner waren die DHPol und das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin. Das Konsortium arbeitete eng mit Behörden, Hochschulen, Gedenkstätten und Museen zusammen – so z.B. mit dem Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster, der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg, der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora und der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).
Projektdurchführung:
Die Durchführung des Projekts oblag einem vierköpfigen Team aus Historikerinnen und Historikern unter der Leitung von Dr. Wolfgang Schulte (DHPol) mit Unterstützung von Dr. Detlef Graf von Schwerin (ehemaliger Leiter des Zentrums für Zeitgeschichte der Polizei an der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg). Die Arbeit des Projektteams wurde von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet. Gegenüber der (nationalen und internationalen) Öffentlichkeit vertrat ein Kuratorium das Projekt.
Projektergebnisse:
Neben der Veröffentlichung in einem Sammelband wurden die Ergebnisse des Projektes 2011 in einer temporären Ausstellung im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin präsentiert. Die Ausstellung richtete sich an die allgemeine Öffentlichkeit und wurde auch medial begleitet.
Darüber hinaus wurde für die polizeiinterne Öffentlichkeit ein Ausstellungsmodul konzipiert, das in den Bildungseinrichtungen und Behörden der Länderpolizeien und der Bundespolizei gezeigt wurde. In Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) wurden zudem multimediale Unterrichtsmaterialien konzipiert, die in der Ausbildung der Polizeien der Länder und des Bundes Verwendung finden können. Im Jahr 2018 wurde eine polnisch-englische Übersetzung des o.g. Ausstellungsmoduls erstellt.
Publikationen:
Deutsche Hochschule der Polizei, Münster/Dierl, Florian/Hausleitner, Mariana/Hölzl, Martin/Mix, Andreas (Hrsg.) (2011): Ordnung und Vernichtung. Die Polizei im NS-Staat. Dresden.
Siehe auch:Publikationen-Shop der DHPol