Im Rahmen einer wissenschaftlichen Konferenz wurden am 15. November 2021 die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Migration und Sicherheit in der Stadt“ präsentiert und diskutiert. Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul eröffnete die Veranstaltung in der NRW-Landesvertretung in Berlin, an der Vertreterinnen aus der Wissenschaft, von Kommunen und Polizeien, Ministerien, Verbänden und zivilgesellschaftlichen Organisationen teilnahmen. In Fachvorträgen erläuterten die Forschenden Ihre Projektergebnisse, die detailliert in dem vom Forschungsverbund-Koordinator Prof. Dr. Bernhard Frevel (HSPV NRW) herausgegebenen Buch „Migration und Sicherheit in der Stadt. Sozial-, geistes- und rechtswissenschaftliche Analysen zu migrantisch geprägten Großstadtquartieren“ dokumentiert ist.
Mit Thesen zu Forschungsergebnissen und Gegenthesen bzw. Kommentierungen von Expertinnen und Experten, die nicht in die Studie eingebunden waren, wurde die kritische Betrachtung der Untersuchungen angestoßen, konnten Erkenntnisse zu Ungleichheitsfragen im Quartier, zu den Anforderungen an evidenzbasiertes Sicherheitshandeln sowie zur notwendigen Erweiterung des Sicherheitsbegriffs in andere Debatten einbezogen und Anregungen für weitere Forschungen gewonnen werden. In einer abschließenden offenen Podiumsdiskussion nutzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz Gelegenheit ihre Anmerkungen und Fragen zur Studie und ihrer Methodik, zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und deren Praxisrelevanz zu diskutieren.
Untersuchung von migrantisch geprägten Großstadtquartieren
Das Projekt wird seit dem Herbst 2018 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. In einem Verbund der Deutschen Hochschule der Polizei, der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW (HSPV NRW), den Universitäten Tübingen, Münster und Bielefeld und des Bundeskriminalamts wurden migrantisch geprägte Großstadtquartiere in Hinblick auf die Sicherheitslage, das Sicherheitsempfinden, die Maßnahmen zur Sicherheitsgestaltung, zur Prävention über Integration und Gemeinwesenarbeit sowie zur Quartierswahrnehmung untersucht. In einer Fallstudie von vier deutschen Großstädten mit jeweils zwei ausgewählten Quartieren wurde in einem intra- und interkommunalen Vergleich untersucht, wie die sozialen Strukturen, die Maßnahmen staatlicher und gesellschaftlicher Akteure sowie die Selbstorganisation der Bewohnerschaft sicherheitsfördernde bzw. -hemmende Wirkung entfalten. Besondere Bedeutung hatten dabei die Erfassung der Bedürfnisse und Bedarfe der Quartiere und ihrer Bewohnerschaft sowie die Quartiersdeutungen der Bewohner*innen, um ihre Sichtweisen, Ideen und Erwartungen bei der Herstellung und Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung aufzugreifen.
Beitrag des FG II.5: Medienanalyse lokaler Zeitungsberichterstattung
Das Fachgebiet für Kommunikationswissenschaft der Deutschen Hochschule der Polizei beschäftigte sich in diesem Zusammenhang zum einen mittels Medieninhaltsanalyse lokaler Zeitungsberichterstattung mit der medialen Darstellung urbaner, von Migration geprägter Räume. Wenn über die Stadtteile und dortige Probleme in Zeitungen berichtet wird, können sich durch verstärkte Thematisierungen spezifische Vorurteilsstrukturen und Stigmatisierungen entwickeln. Diese Stigmata betreffen dann schließlich das ganze Quartier oder den Stadtteil, deren Bevölkerung und haben damit direkte Auswirkungen auf die Lebenschancen der dort lebenden Menschen. Zum anderen wurde die interinstitutionelle Sicherheitsarbeit innerhalb der Polizeien sowie zwischen Polizei und weiteren relevanten Akteur*innen (Kommunen, Kultur- und Sozialeinrichtungen etc.) betrachtet und analysiert, welche Herausforderungen für eine optimale Zusammenarbeit bestehen und inwiefern diesen begegnet werden kann. In allen Untersuchungsquartieren bestanden teilweise mehrere interorganisationale Netzwerke, die sich mit Fragen der Quartiersentwicklung im Allgemeinen sowie Integrations- oder Sicherheits- und Ordnungsthemen im Besonderen beschäftigten. Hier zeigen sich jedoch besondere Herausforderungen für die Schaffung eines gemeinsamen Ziel- und Themenverständnisses wie auch für das Wissensmanagement in und zwischen den beteiligten Partner*innen.
Broschüre „Kommunikationsstrategien für die interinstitutionelle Sicherheitsarbeit“
In diesem Zusammenhang wurde die Broschüre „Kommunikationsstrategien für die interinstitutionelle Sicherheitsarbeit“ entwickelt, die sich an Verantwortliche und Planer*innen im Bereich der städtischen Sicherheit richtet und sie bei der Entwicklung einer effektiven Kommunikationsstrategie unterstützen soll. Der wissenschaftliche Abschlussband mit detaillierten Projektergebnissen, sowie einige Working Papers, Studienhefte und Lehrmaterial sind auf der Projektwebsite https://migsst.de/ (Öffnet in einem neuen Tab) veröffentlicht.