Fachprofil
Das Fachgebiet III.3 „Kriminalistik – Phänomenbezogene Kriminalstrategie" befasst sich insbesondere mit kriminalstrategischen Aspekten der Organisierten Kriminalität (OK) sowie der Politisch Motivierten Kriminalität (PMK).
Organisierte Kriminalität ist gekennzeichnet durch eine zumeist komplexe, professionelle und langfristig angelegte Täterstruktur, wobei die Tatmotivation sich aus der Absicht, Gewinne aus diesen Straftaten zu erzielen, speist. Aufgrund der hohen Professionalität unterliegt die OK einem stetigen Wandel und Anpassungsprozess, in welchem gesellschaftliche, technische und sonstige Entwicklun-gen sehr zeitnah in neue Deliktsbereiche oder Begehungsformen münden.
Die polizeilichen Ermittlungen zur OK sind dementsprechend von einer hohen Komplexität, einer langen Zeitdauer und vor allem von besonderen verdeckten Ermittlungsmethoden sowie einer (personal-)intensiven Ermittlungsarbeit geprägt.
Neben diesen Aspekten ist, beispielhaft anhand der Zunahme der Eigentumsdelikte ersichtlich, die Abgrenzungsproblematik von OK zur Allgemeinkriminalität von erheblicher Relevanz für Führungskräfte, insbesondere um strategische Aspekte wie deliktische Priorisierungen oder Kräftezuweisungen einschätzen und umsetzen zu können.
Die Politisch Motivierte Kriminalität genießt in der Öffentlichkeit eine besondere Wahrnehmung, obwohl die Anzahl diesbezüglicher Straftaten nach dem kriminalpolizeilichen Meldedienst PMK im Fallzahlenvergleich mit den Straftaten insgesamt nach der polizeilichen Kriminalstatistik außerordentlich gering ist. Die Bandbreite der Deliktsqualität reicht allerdings vom einfachen Propagandadelikt und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz, über Körperverletzungsdelikte, bis hin zu Tötungsdelikten und Terrorismus. Die Bekämpfung der PMK und der Schutz des demokratischen Rechtsstaats vor Bedrohungen, Gefährdungen und Anschlägen, obliegt den Dienststellen des Polizeilichen Staatsschutzes. Dabei spielt die konstruktive Kooperation mit internen und externen Partnern eine wesentliche Rolle.
Durch die Einbindung des Fachgebiets in die entsprechenden Gremien auf nationaler (Kommission Organisierte Kriminalität und Kommission Staatsschutz) und Kontakten auf internationaler Ebene sowie Verbindungen zu nationalen und internationalen wissenschaftlichen Institutionen, kann die notwendige Verzahnung von Wissenschaft und Praxis in Lehre und Fortbildung vermittelt werden. Damit leistet das Fachgebiet in seinen sehr spezifischen zugleich aber politisch relevanten Teilbereichen, einen bedeutungsvollen Beitrag zur Polizeiwissenschaft.
Lehre
In der Lehre werden die beiden Themenfelder OK und PMK im Rahmen von Modulen vermittelt. Dabei sollen die Studierenden in die Lage versetzt werden, die erworbenen Kenntnisse der Phänomene und der zur Bekämpfung eingesetzten polizeilichen Strukturen dahingehend zu nutzen, selbständig nachhaltige und effiziente Bekämpfungsansätze zu generieren.
Im Themenfeld Schwerkriminalität werden die Rolle und Bedeutung kriminalpolizeilicher Ermittlungen bei der Bewältigung entsprechender Einsatzlagen vermittelt.
Für den Bereich Größere Gefahren- und Schadenslagen, Katastrophen (GGSK), werden die Problembereiche bezogen auf die kriminalpolizeilichen Aufgaben i.Z.m. GGSK behandelt.
Des Weiteren haben die Studierenden durch die Erstellung einer Hausarbeit und / oder Masterarbeit u.a. die Möglichkeit, Kenntnisse in den genannten Themengebieten der OK und PMK weiter zu vertiefen.
Fortbildung
Im Rahmen der Fortbildung werden durch das Fachgebiet Seminare über aktuelle Erscheinungsformen sowie strategische Bekämpfungsaspekte der Organisierten Kriminalität und der Politisch Motivierten Kriminalität angeboten. Des Weiteren finden Führungskräftekollegs im Bereich Polizei & Verfassungsschutz zu gemeinsamen Arbeitsfeldern und Kooperation statt.
Forschung
Über die Lehr- und Fortbildungstätigkeit hinaus wird derzeit das vom BMBF geförderte Verbundforschungsprojekt „Risikomanagement der Korruption" (RiKo) betrieben. Das Drittmittelprojekt befasst sich mit der öffentlichen Wahrnehmung von Korruption unter Einbezug der Bevölkerung, der Kommunen, klein- und mittelständischer Unternehmen sowie staatlicher Ermittlungsbehörden (Polizei und Staatsanwaltschaft). Neben der Wahrnehmung der Korruption werden ihre Prävention und Bekämpfung gemeinsam mit mehreren Institutionen aus der Wissenschaft und Praxis untersucht. Ziel ist es, ein Handlungskonzept zur Korruptionsbekämpfung für Unternehmen, Kommunen Justiz und Polizei zu entwerfen, das zudem die Sicherheitswahrnehmung sowie die Sicherheitserwartungen und die verfassungsrechtlichen Ansprüche der Bevölkerung berücksichtigt.
Die Bereiche der OK und PMK unterliegen einer ständigen Veränderung. Sie verlieren daher nie an Forschungsrelevanz, weswegen für die Studierenden die Möglichkeit besteht, mit einer Masterarbeit einen relevanten Forschungsbeitrag beizusteuern.
Besonderheiten
Ein besonderer Aspekt für die erfolgreiche Arbeit in den hier dargestellten Themenfeldern ist die Kooperation von Polizei und Nachrichtendiensten im Rahmen der jeweiligen, grundlegenden Aufgabenzuweisungen und gesetzlichen Befugnisse.
Das Fachgebiet III.3 organisiert, zusammen mit der Akademie für Verfassungsschutz, dem Bundeskriminalamt und der Bundespolizeiakademie, die Führungskräftekollegs Polizei & Verfassungsschutz, bei denen die Kenntnisse über Tätigkeitsfelder, Kompetenzen und Erwartungen der jeweils anderen Behörde vertieft, Erfahrungen in der bisherigen Zusammenarbeit auf gemeinsamen Arbeitsfeldern ausgetauscht und die Fortentwicklung der bestehenden Kooperation diskutiert wird.