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Werner Böhmert
Die beiden Verfasser unternehmen den an sich dankenswerten Versuch einer sprachlichen und inhaltlichen Annäherung der theoretisch verfassten Führung mit der gelebten Führung – hier insbesondere durch die Hervorhebung der Alltagsorganisation.
Einerseits nehmen B./H. das bisherige KFS als autoritär wirkendendes Strickmuster wahr, andererseits sehen sie Teile alter Elemente im Zusammenwirken mit den neuen Handlungsfelder als zukunftsfähig an. Sie benennen und beschreiben bestimmte und für sie in vieler Hinsicht beklagenswerte Zustände und Unzulänglichkeiten von Führungshandeln und sehen eine der Ursachen im KFS alter Lesart.
Der Fußnote 7 ist zu entnehmen, dass die Verfasser Führung zukünftiger Prägung in der Spannweite von der obersten Behördenleitung hinunter bis zur operativen Ebene sehen.
Wie löst man das scheinbare oder tatsächliche wahrzunehmende Dilemma zwischen Theorie und Praxis. Wie sollen sich strategisch Denkende mit Alltagstaktikern und – praktikern verstehen? Wo liegt die Schnittmenge und gemeinsame Sprache zwischen Leitung und operativer Ebene? Hier finde ich keine (ausreichende) Antwort.
Der Mensch mit all seinen Schwächen und Vorzügen soll nun im Mittelpunkt von „Führung“ stehen und seine Rolle als „Dramaturg in der Alltagsorganisation“ wahrnehmen. Sein Wissen um Managementkonzepte etc. wird nicht mehr als vorrangiges Arbeitsmerkmal gesehen.
Aber wie sieht diese Dramaturgie aus, welche Qualifikationen bringt der Dramaturg bereits mit, welche muss er noch erwerben, um sowohl auf der kleinen und als auch auf der großen Bühne des Alltäglichen zu agieren?
Kirsten Vollmar stellt in ihrem Kommentar folgerichtig die Frage nach der „persönlichen Kompetenz“ des Führenden in den Vordergrund. Seitens B./H. hätte ich mir einen kleinen Diskurs über Erfahrungen mit Auswahlverfahren, Qualifizierungen und Praxishandeln gewünscht. Welche Persönlichkeit und welche fachlichen Voraussetzungen soll ein Polizeiführer/eine Polizeiführerin neuen Typs mitbringen und erfüllen? Gibt es eine kritische Selbstreflexion der Verantwortlichen der Hochschule der Polizei?
Bei der Zerlegung des noch gültigen KFS haben sich die Verfasser viel Mühe gegeben. Das Drehbuch für oder durch den/die Dramaturgen sehe ich (leider) noch nicht.
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