Das Seminar stand unter dem Motto: „Generation Z und Anforderungen an das Generationenmanagement in den Bereitschaftspolizeien der Länder und Bundes". Schnell wurde im Laufe des ersten Seminartages deutlich, dass die Etikettierung junger MitarbeiterInnen mit den üblichen Zuschreibungen „X“, „Y“, „Z“ nur bedingt instruktiv und zielführend ist. Entscheidender ist die Fähigkeit der Polizeiorganisation, ihrer Ausbildungseinrichtungen und vor allem der BP-Abteilungen vor Ort, die neuen Mitarbeiter „abzuholen“, sich gleichermaßen auf deren Integrationserwartungen wie auf die Bedarfe der Organisation, insbesondere die professionelle Leistungsfähigkeit der BP, auszurichten – ein nicht immer leicht zu bewältigender Spagat.
Für die berufliche Erstsozialsation, mithin die Personalentwicklung, ist vor allem der Höhere Dienst, die Abteilungsleitung der jeweiligen BP vor Ort zuständig. Gemeinsam mit dem Führungsteam, den Hundertschaftsführern, den Zug- und Truppführern, müssen Konzepte und brauchbare Qualifikationsmaßnahmen entwickelt werden; diese umfassen nicht nur die bp-typische Leistungsfähigkeit im engeren Sinne, sondern auch die sportlichen, konstitutionellen, ausdauerbezogenen sowie verhaltensbezogenen Kompetenzen der Novizen. Um den Anforderungen an eine wirksame Personalentwicklung gerecht werden zu können, braucht es in der Dienststelle ein wirksames Führungsteam, das die Entwicklung der Dienststelle im Auge hat und systematisch betreibt. Neben der Personalentwicklung sind dann auch die Fragen der internen und externen Kommunikation, der strategischen Ausrichtung, der Optimierung der Arbeitsprozesse und Kernfunktionen zu berücksichtigen. Diese Dienststellenentwicklung ist die Möglichkeitsbedingung für eine generationengerechte Berufssozialisation in der BP.
Bernd Bürger machte mit seinem sehr anregenden Vortrag deutlich, wie wichtig es gerade für die Abteilungsleitungen im HD ist, sich mit den Gepflogenheiten der neuen, jungen Mitarbeiterinnen systematisch auseinanderzusetzen. Die anschließende Diskussion machte deutlich, dass die Kenntnis der alltagsüblichen Gepflogenheiten der 18 bis 20-Jährigen oft unter dem Wahrnehmungsschirm der Abteilungsleitungen, mitunter auch der Hundertschaftsführer liegt.
Heike Langguth, Leiterin der polizeilichen Bildungseinrichtungen, Thüringen, stellte in ihrem Vortrag ein interessantes Konzept der Übergangsgestaltung der neuen Polizeimitglieder in den polizeilichen Ausbildungsgang vor. Dieses Konzept orientiert sich nicht allein an den notwendigen Inhalten der Ausbildung, sondern an den notwendigen Übergangsschritten von der Schule zur polizeilichen Fach(hoch-)schule und von dort zu den Erstverwendungen in den Abteilungen der BP. Dass die Umsetzung dieses Konzeptes in den polizeilichen Ausbildungseinrichtungen eine ähnliche „Dienststellenentwicklung“ braucht wie in den Bereitschaftspolizeien, wurde sehr deutlich.
Dr. Ronny Jahn und sein Kollege Philipp Hommelsheim stellten in der Perspektive einer psychoanalytisch informierten Berufssoziologie eindrucksvoll dar, welche latent regressiven Sogwirkungen in jeder Profession der „Menschenbearbeitung“/“People Processing“ (s. Lehrer, Mediziner, Psychologen, Sozialarbeiter, Pädagogen, Polizisten) wirksam werden. Bei Lehrern etwa kann man vom „Sog des Infantilen“ sprechen, bei Ärzten vom „Sog des Morbiden“, bei Polizisten vom „Sog der Gewalt“. Im Beitrag der beiden Soziologen wurde deutlich, dass es eine zentrale Aufgabe der Leitung, also etwa der Abteilungsleitung einer BP-Einheit ist, diesen „Sog der Gewalt“ als professionstypische Latenz zu erkennen, zu verstehen und durch Qualifiaktions- und institutionelle Reflexionsmaßnahmen zu bearbeiten.
Pfarrer Eckhard Zihn, Evangelische Seelsorge der Bundespolizei/Fulda, machte in seinem sehr eindrucksvollen Beitrag deutlich, dass die operative Führung der Bereitschaftspolizei im Einsatz ein entscheidender Qualitätsfaktor ist. In der folgenden Diskussion wurde vertieft, welchen Beitrag die Abteilungsleitung und der HD leisten muss, um die Führungskompetenz auf der operativen Ebene zur vollen Entfaltung zu bringen. Auch hier wurde deutlich, dass das Thema „Dienststellenentwicklung“ die strategisch-konzeptionelle Plattform ist, von der aus die Entwicklung der operativen Führung im Einsatz ermöglicht wird.