Das jährliche Treffen des Netzwerkes besteht aus zwei Programmpunkten:
1) Feststehende Themen – Berichte aus den polizeilichen Ausbildungseinrichtungen der Länder, Berichte zu Forschungsprojekten im Bereich der Führung, sowie die Vorstellung neuer Bücher, die für den Führungslehreunterricht relevant sein können.
2) Thematischer Schwerpunkt – dieses Mal: „Professionalität im Polizeiberuf und was hat das mit Führung und Führungslehre zu tun?“
Am 27.05. eröffnete Prof. Dr. Malte Schophaus (Fachhochschule Bielefeld) die Diskussion mit dem Vortrag „Reflexivität im Polizeidienst – das Curriculum in der Ausbildung des GD der Polizei NRW“. Im Anschluss daran wurde diskutiert: „Wie berücksichtigen wir diese reflexive Perspektive in unserem Führungslehre-Unterricht?“
Am 28.05. eröffnete Dr. Jochen Christe-Zeyse die Diskussion mit seinem Vortrag „Wissen, Wissenschaft, politische Bildung in der Ausbildung zum Polizeiberuf“. Der Vortrag und die anschließende Diskussion führten zu einer gewinnbringenden Auseinandersetzung. Im Zentrum der Debatte stand die Frage: Wieviel wissenschaftlich informierte Führungslehre soll im Bachelor-Studiengang überhaupt untergebracht werden? Dies vor dem Hintergrund, dass in diesem Studiengang in den Ländern teilweise nur bis zu 30 Unterrichtsstunden vorgesehen werden. Dr. Christe-Zeyse machte deutlich, dass vor diesem Hintergrund und der Tatsache einer auf längere Sicht nicht erwartbaren Führungsverwendung im gehobenen Dienst, es kaum Sinn macht, Führungslehre im engeren Sinne zu unterrichten. Er schlug daher vor, statt der üblichen Führungslehre eine organisationssoziologisch informierte Unterrichtung zum Funktionieren der Polizeiorganisation (formale/informale Organisation, Berufs- und Bereichskulturen, Hierarchie, Kommunikation …) anzubieten. Einige Teilnehmer der Debatte sahen diese Nutzung des Stundenkontingentes der Führungslehre als problematisch an.
Vor dem Hintergrund dieser anregenden und grundsätzlichen Debatte vereinbarten die TeilnehmerInnen die frühzeitige Anberaumung eines Folgetermines zur genauen Klärung, was eigentlich im Bachelorstudiengang unter dem Dach der Führungslehre angeboten werden sollte – dies angesichts des i.d.R. geringen Stundenkontingentes für dieses Fach und der großen Wahrscheinlichkeit, dass die Absolventen auch in mittelfristiger Perspektive kaum eine Chance haben auf eine Führungsverwendung haben werden.
Der Termin des nächsten Treffens des Netzwerks Führungslehre ist der 08.-10.01.2020. Das Treffen findet auf dem Campus der Verwaltungshochschule der Polizei/Hessen, in Mühlheim am Main statt. Das Treffen wird von Alexander Schiele (Verwaltungshochschule Hessen/Mühlheim) organisiert.