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Neues Forschungsprojekt „The Future of Prediction: Social Consequences of Algorithmic Forecast in Insurance, Medicine and Policing"
Das Fachgebiet I.1 der DHPol kooperiert seit Sommer 2021 mit der Universität Bielefeld anlässlich des neuen, vom European Research Council (ERC) geförderten Projektes „The Future of Prediction: Social Consequences of Algorithmic Forecast in Insurance, Medicine and Policing“.
Das Projekt nimmt die Einsicht der historischen Forschung auf, die gezeigt hat, dass sich die Formen der Zeit und der Vorhersage im geschichtlichen Verlauf und vor dem Hintergrund der jeweiligen gesellschaftlichen Strukturen verändert haben und bezieht dies auf gegenwärtige, algorithmische Formen der Vorhersage, die soziologisch informiert analysiert werden sollen.
Die großen Kulturen der Vorhersage waren antike Wahrsagekulturen, deren spezifische Form der Rationalität durch die moderne wissenschaftliche Rationalität und durch die Idee einer offenen Zukunft, die nicht im Voraus bekannt sein kann, verdrängt wurde. Heute entfernen sich die auf Vorhersage ausgerichteten Algorithmen von den klassischen wissenschaftlichen Verfahren und ermöglichen es, andere Logiken zu erforschen und wiederzuentdecken.
In vielen Bereichen der Gesellschaft kommen gegenwärtig vermehrt Verfahren der algorithmischen Vorhersage zum Einsatz. Diese Verfahren versprechen mittels „Big Data“ und „Machine Learning“ die Zukunft deutlich präziser vorhersagen zu können als bisherige Verfahren der Prognostik (z.B. klassische statistisch-probabilistische Verfahren). Das Ziel des soziologischen Forschungsprojektes „The Future of Prediction“ ist es, zu verstehen, wie sich durch die Einführung algorithmischer Vorhersageverfahren der gesellschaftliche Umgang mit Zukunft verändert. Die übergeordnete Fragestellung lautet: Wie geht die Gesellschaft mit den Folgen algorithmischer Vorhersage um? Zur Beantwortung dieser Frage vergleicht das Projekt den Einsatz von algorithmischer Vorhersage in drei relevanten gesellschaftlichen Bereichen: dem Versicherungswesen, der Medizin und der Polizei.
In der Polizeiarbeit kommt algorithmische Vorhersage seit einigen Jahren unter dem Begriff „Predictive Policing“ zum Einsatz. Die Grundlage dieser Systeme bilden Datensätze zu polizeilich registrierter Kriminalität, die zum Teil mit sozialräumlichen, kalendarischen und meteorologischen Daten ergänzt werden. Nach ersten Pilotprojekten sind softwaregestützte Prognosetechnologien mittlerweile in zahlreichen Polizeibehörden in Deutschland zu einem alltäglichen Aspekt der Polizeiarbeit geworden. Genau diese zunehmende Alltäglichkeit von Predictive Policing stellt eine wichtige Voraussetzung für das Forschungsprojekt dar, da sich erst so die Konsequenzen dieser Verfahren für die verschiedenen Tätigkeitsbereiche der Polizei hinreichend deutlich abzeichnen. Die Forschungsfrage des Teilprojektes zur Polizei lautet daher: Wie wirken sich algorithmische Prognosen über künftige Straftaten auf die Tätigkeit der Polizei aus und welche organisationalen Effekte sind damit verbunden?
Methodisch wird auf etablierte Verfahren der qualitativen Organisationsforschung, vor allem Interviews und teilnehmende Beobachtung zurückgegriffen. Im Fokus stehen hierbei jene organisationalen Teile der Polizei, in denen algorithmische Prognosen erstellt werden und von denen aus diese Prognosen an andere Teile der Organisation kommuniziert werden.
Das übergeordnete Forschungsprojekt wird von Frau Professorin Elena Esposito (Universität Bielefeld) geleitet. Finanziert wird das Projekt durch eine fünfjährige Förderung des European Research Councils (Laufzeit: 02/2020-01/2025; grant agreement no. 833749).
Verantwortlich für die Konzeption und Durchführung dieses Teilprojektes sind Dr. Simon Egbert (Universität Bielefeld) und Dr. Maximilian Heimstädt (Universität Bielefeld sowie Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft). Simon Egbert wird für die Dauer des Projektes Gastwissenschaftler am Fachgebiet I.1 der DHPol sein und sich eng mit Dirk Heidemann und seinem Team über die Projektfortschritte austauschen.
Link auf die Homepage des Projektes:
https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/soziologie/forschung/projekte/predict/ (Öffnet in einem neuen Tab)
Kontakt:
Dr. Simon Egbert
Deutsche Hochschule der Polizei
Department I
Fachgebiet I.1
Tel. +49 2501 806 305
simon.egbertdhpolde
Zum Roten Berge 18-24
48165 Münster
Universität Bielefeld
Fakultät für Soziologie
Tel. +49 521 106-12934
simon.egbertuni-bielefeldde
Gebäude X, Raum B3-107
Postfach 10 01 31
33501 Bielefeld
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