22.05.2025
Am 21.05.2025 fand eine hochkarätige Veranstaltung zum Thema „Künstliche Intelligenz in der Strafverfolgung“ statt, die Fachleuten aus verschiedenen Bereichen der Polizei und Forschung die neuesten Entwicklungen und Herausforderungen im Umgang mit KI-Technologien näherbrachte. Der Tag begann mit einer Begrüßung durch Prof. Dr. Wilfried Honekamp, Leiter des Polizeitechnischen Instituts an der Deutschen Hochschule der Polizei (DHPol), und Prof. Dr. Stefanie Kemme von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster.
Im ersten Vortrag stellte Prof. Dr. Roman Povalej von der Polizeiakademie Niedersachsen die spannende Frage: „Ist KI der letzte Strohhalm für die Menschheit oder bereitet KI den Weg zur höchsten Inkompetenz des Menschen?“ In seinem Vortrag setzte sich Povalej kritisch mit den Potenzialen und Risiken von Künstlicher Intelligenz auseinander und fragte, ob die Technologie tatsächlich die Lösung vieler gesellschaftlicher Probleme bietet oder ob sie den Weg in eine Zukunft mit weniger menschlicher Verantwortung ebnen könnte.
Heiko Rittelmeier, Referatsleiter für Digitale Forensik Services bei ZITiS, beleuchtete in seinem Vortrag die Herausforderungen des Einsatzes von KI in der Strafverfolgung. Dabei ging es insbesondere um die Frage, wie KI effektiv und ethisch im Polizeialltag eingesetzt werden kann, ohne dass grundlegende Rechte von Bürgern verletzt werden.
Im Anschluss daran diskutierten Prof. Dr. Ralf-Rainer Piesold und Prof. Dr. Tobias Krause von der Frankfurt University of Applied Sciences die Anforderungen an die KI-Kompetenz von Beschäftigten der öffentlichen Verwaltung im Kontext des EU-AI Acts. Ihr Vortrag fokussierte sich auf die Notwendigkeit, Verwaltungsmitarbeiter für den Umgang mit KI und deren rechtlichen Implikationen zu schulen, um den Anforderungen der neuen europäischen KI-Gesetzgebung gerecht zu werden.
Nach der Kaffeepause, die den Teilnehmern die Gelegenheit zum Networking bot, folgten praxisorientierte Vorträge, die konkrete Anwendungen von KI in der Ermittlungsarbeit vorstellten. Dr. Christian Waldtmann und Steve Haas von Eviden präsentierten die Anforderungen an die KI-Unterstützung der Ermittlungsarbeit, wobei sie konkrete Lösungen zur Verbesserung der Effizienz und Präzision in Ermittlungsverfahren vorstellten.
Prof. Dr. Wilfried Honekamp und Prof. Dr. Stefanie Kemme gingen in ihrem Vortrag auf die Herausforderungen durch den Einsatz von KI zur Tatunterstützung am Beispiel von LLM (Large Language Models) ein. Dabei beleuchteten sie die Grenzen und Möglichkeiten des Einsatzes von KI in der praktischen Polizeiarbeit und in der Unterstützung bei der Analyse von Verbrechensmustern.
Dominic Reese, Leiter des Innovation Labs beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW, stellte das Konzept des KI-PaaS (Platform-as-a-Service) vor. In seiner Präsentation ging es um die Sicherheitsforschung und Praxiserprobung von KI-Systemen im Reallabor, um den effektiven Praxistransfer für die Polizei zu gewährleisten.
Am Nachmittag wurden verschiedene Themen rund um die Integration von Künstlicher Intelligenz in die Polizeiarbeit behandelt. Dr. Tonio Wandmacher vom Bundeskriminalamt (BKA) stellte das KI-Serviceportfolio des BKA vor, das eine breite Palette an KI-gestützten Anwendungen für die Strafverfolgung umfasst.
Im Anschluss thematisierte Prof. Dr. Johannes Fähndrich von der Polizeihochschule Baden-Württemberg die Integration von großen Sprachmodellen (LLM) in die Strafverfolgung. Er beleuchtete die Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Implementierung von Sprachmodellen zur Verbesserung der Ermittlungsarbeit und der Analyse von Vernehmungsprotokollen.
Dr. Simon Egbert von der Universität Bielefeld ging in seinem Vortrag auf die aktuelle Entwicklung in der Plattformisierung der Polizei in Deutschland ein. Dabei stellte er dar, wie die Digitalisierung und die zunehmende Vernetzung von Polizeieinrichtungen die Effizienz und Zusammenarbeit verbessern, aber auch neue datenschutzrechtliche Herausforderungen mit sich bringen.
Zum Abschluss des Events nahm Prof. Dr. Dirk Labudde von der Hochschule Mittweida die Teilnehmer mit in die Frage: "KI-System fertig – und dann?" Er thematisierte, was nach der erfolgreichen Entwicklung von KI-Systemen kommt: Wie können diese Systeme nachhaltig implementiert und weiterentwickelt werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten?
Die Veranstaltung schloss mit einer zusammenfassenden Betrachtung und einem Ausblick von Prof. Dr. Wilfried Honekamp und Prof. Dr. Stefanie Kemme, die die zentralen Erkenntnisse des Tages noch einmal aufgriffen.
Insgesamt zeigte die Veranstaltung eindrucksvoll, wie weit die Integration von KI in die Strafverfolgung bereits fortgeschritten ist und welche Herausforderungen und Chancen diese Technologie für die Zukunft der Sicherheitsarbeit mit sich bringt.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Stefanie Kemme und Dr. Jens Struck wird Prof. Dr. Honekamp ein Buch zu den Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf die zukünftige Polizeiarbeit (Öffnet in einem neuen Tab) im dritten Quartal 2025 veröffentlichen.