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Vertrauen ist gut …

Zur Notwendigkeit unabhängiger externer Ermittlungen anlässlich rechtswidriger Polizeigewalt.

Von Dirk Heidemann

Am 8. August 2022 wurde der 16-jährige Mouhamed Lamine Dramé in einer Dortmunder Wohngruppe für unbegleitete jugendliche Geflüchtete mit sechs Schüssen aus einer Maschinenpistole von der Polizei getötet. Vorausgegangen war die Mitteilung eines Betreuers der Wohngruppe an die Polizei, dass in der Wohngruppe ein Jugendlicher mit einem Messer herumlaufe und Suizidabsichten anzeige. Daraufhin entsandte die Einsatzzentrale der Dortmunder Polizei zwölf Einsatzkräfte.[1] Im Rahmen der Ermittlungen stellte sich u.a. heraus, dass keine der mitgeführten BodyCams eingeschaltet war und dass vor den tödlichen Schüssen Pfefferspray und Taser eingesetzt wurden (vgl. Bürgerrechte&Polizei 2022). 

Ich kann mein Entsetzen über diesen Tod des 16-jährigen Mouhamed kaum in Worte fassen. Vermutlich liegt es wesentlich daran, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass es zwölf ausgebildeten Polizeibeamt/innen nicht möglich war, die Lage zu entschärfen. Vermutlich auch daran, dass das Opfer in allen Belangen eine schutzbedürftige Person war, aufgrund seines Alters, seiner Fluchtgeschichte und zweifellos auch aufgrund seiner aktuellen psychischen Verfassung, derentwegen Mouhamed Lamine Damé sich in der Wohngruppe aufhielt. Vermutlich spielt darüber hinaus auch die brutale Wirkung der eingesetzten Waffe eine Rolle. Dass der Tod weit über die Stadtgrenzen Dortmunds hinaus für Empörung sorgte, ist infolgedessen ebenso nachvollziehbar und notwendig, wie auch die erneute und stetige Kritik an der Polizei (Stichworte: rechtswidrige Polizeigewalt, Rechtsextremismus in der Polizei, Rassismus der Polizei).[2] 

In diesem Beitrag möchte ich auf einige Aspekte hinweisen, die in der Kritik bisher nicht thematisiert wurden, die aber meines Erachtens für diesen und viele andere Polizeieinsätze relevant sein könnten: die Forderung nach „robusterem Polizeihandeln“, die Selbstwahrnehmung der Polizei als „Opfer von Gewalt und unangemessener Kritik“ und schließlich die geringe bzw. fehlende Bereitschaft der Polizei, sich einer unabhängigen Kontrolle zu stellen. Der Beitrag schließt mit einem Blick auf die Rolle von Führungspersonen.[3]

1. „Die Polizei muss an Robustheit … deutlich zulegen.“ (Behr 2018)

2. „Wenn die Kamera aus bleibt …“ [7]

3. „Aus Neutralitätsgründen ermittelt …“

Zwischenfazit

4. „Musterbrecher: Die Kunst, die Regeln zu ändern.“ [16]

Zum Schluss: Führung ist gefragt

Literatur

Fußnoten

Informationen zum Autor

Dirk Heidemann leitete von Oktober 2012 bis März 2022 das Fachgebiets I.1 „Führung in der Polizei“ bei der Deutschen Hochschule der Polizei. Er lehrte und forschte dort zur Weiterentwicklung der Führung in der Polizei. Zuvor hatte er unterschiedliche Führungsfunktionen im höheren Dienst der Polizei des Landes Niedersachsen inne.

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