06.02.2025
Nurhan Özdemir ist aktuell Leitende Polizeidirektorin der Polizeiinspektion Hannover. Im Sommer 2022 hatte sie im Rahmen einer Abordnung die Praxis gegen die Theorie getauscht und lehrte im Fachgebiet Polizeiliches Einsatzmanagement an der Deutschen Hochschule der Polizei. Wie sie ihre über 20jährige Berufserfahrung in das Universitätsstudium einbrachte, was sie an ihrer Tätigkeit als Lehrkraft für besondere Aufgaben besonders schätzte und was sie von ihrer Zeit an der DHPol mitgenommen hat, erläutert sie im Interview.
Wie ist die Idee entstanden, für einige Zeit an der DHPol zu lehren?
Nurhan Özdemir: Nach meinem DHPol Masterstudium, das ich 2017 beendet habe, war ich in der Polizeiinspektion Hannover-West als Leiterin Einsatz für ca. 150 Polizeibedienstete verantwortlich. Dort habe ich u.a. Fußballeinsatzlagen geleitet. An der DHPol war ich immer mal wieder als externe Referentin zu diesem Praxisthema zu Gast. 2021 hatte ich den Wunsch nach Veränderung. Als ich eine Ausschreibung der DHPol gesehen habe, war mir klar: Da bewerbe ich mich! Es folgte eine Einladung zu einer Probevorlesung und einem Auswahlgespräch. Und dann meine Abordnung an die DHPol.
Was haben Sie aus Ihrer Tätigkeit als Lehrkraft für besondere Aufgaben mitgenommen?
Nurhan Özdemir: Die Kombination meines Praxiswissens mit der Theorie, die im Curriculum – also dem Lehrplan – vorgesehen ist, war spannend. Mein Studienabschluss ist zwar erst sieben Jahre her – dennoch gab es in der Zwischenzeit natürlich neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Für mich bedeutete das, mein Wissen zu erweitern und den Studierenden den aktuellen polizeiwissenschaftlichen Stand zu vermitteln. Als erfahrene Polizeibeamtin konnte ich ihnen eben auch berichten, wie sich theoretische Konzepte im Polizeialltag umsetzen lassen. Die DHPol erlebe ich hierbei auch für meine berufliche Entwicklung als ganz besonderen Ort, an dem der Austausch über die Bundesländer- und über die Berufsgrenzen möglich ist:
Wie wird etwas beispielsweise in Bayern geregelt, wie in Schleswig-Holstein, was macht der Bund? Darin steckt viel Synergiepotenzial. Neben Polizist:innen arbeitete ich hier mit Forschenden und Lehrenden aus Kommunikationswissenschaft, Betriebswirtschaftslehre, Politikwissenschaft oder auch Psychologie zusammen, um nur einige Beispiele zu nennen. Alle haben eine andere Perspektive auf Polizeiarbeit. Das empfand ich als sehr bereichernd und von dem gewonnen Netzwerk profitiere ich ganz konkret auch in meiner aktuellen Position.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft mit Blick auf die universitäre Polizeibildung?
Nurhan Özdemir: Dass die enge Verknüpfung von Praxis und Wissenschaft stetig weiterentwickelt wird und viele Kolleg:innen aus dem aktiven Polizeidienst eine Lehrtätigkeit an der DHPol oder einer Polizeihochschule in den Ländern in Erwägung ziehen. Und dass wir weiter überlegen, wie und wo wir Digitalisierung sinnvoll in der Lehre einsetzen können. Nach der Coronapandemie ist bereits ein großer und wichtiger Schritt geschehen. Die Entwicklung geht immer weiter und hier werden sicherlich noch andere Möglichkeiten entstehen. Und schließlich: ausreichend Zeitressourcen für Führungskräftequalifikationen in Fort- und Weiterbildung. Hier wird nicht nur Fachwissen hinzugewonnen, auch das persönliche Netzwerk kann gewinnbringend erweitert werden.